Samstag, 16. April 2011

Wort zum Sonntag am 16.4.2011

Es spricht
Pfarrer Michael Broch
aus Leonberg





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Inkonsequent – aus Liebe!

Du bist inkonsequent! – Das ist nicht gerade ein Kompliment, wenn man das zu jemandem sagt. Inkonsequent, das ist – wer hätte das gedacht – auch ein Erkennungsmerkmal Jesu. Er ist inkonsequent – aus Liebe! Und das bis zu seinem gewaltsamen Tod am Kreuz. Mit dem Palmsonntag beginnen die letzten Tage im Leben Jesu. Das steht in den Evangelien im Neuen Testament.

Dort ist auch nachzulesen, wie er sehr aufgebracht einmal gesagt hat: „Wer mich vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ (Matthäus 10,33) Aber Jesus macht seine Ankündigung dann doch nicht wahr. Er verleugnet seine Gefährten nicht. Obwohl sie ihn – bis auf einige Frauen – alle verlassen hatten. Er gibt ihnen eine unglaubliche Chance und betraut sie mit wichtigen Aufgaben in der jungen Kirche. Er ist inkonsequent – aus Liebe!

Was ist das für eine Mannschaft gewesen, die Jesus da zusammengestellt hatte? Bei der Auswahl hat er jedenfalls keine Gesinnungstests angestellt. Auf bürgerliche Wohlanständigkeit hat er keinen Wert gelegt. Welchen Ruf jemand hatte, ist ihm völlig gleichgültig gewesen. Also konnte man mit einer illustren Gesellschaft rechnen.

Da ist Petrus, ein einfacher Mann und bodenständiger Fischer. Matthäus, Zöllner und Beamter der bei den Juden verhassten römischen Besatzungsmacht. Judas, Mitglied einer extremistischen Bewegung, die gegen die römischen Besatzer kämpfte. Dann die Frauen um Jesus. Nicht wenige von ihnen waren alleinstehend, bettelarme Witwen, Frauen, die sich nur als Prostituierte über Wasser halten konnten und die in ihren Dörfern wie Aussätzige behandelt wurden.

Die Gesellschaft um Jesus ist also ein ziemlich bunter Haufen gewesen. Jede und jeder hatte so seine eigene Beziehung zu Jesus. Trotzdem sind sie ihm gefolgt, so unterschiedlich sie auch waren.

Inkonsequent – aus Liebe! Ein Erkennungsmerkmal Jesu, für uns eine mögliche Herausforderung. Ich habe das selber so erlebt. Da ist ein Ehepaar, das hat erhebliche Schwierigkeiten in seiner Beziehung. Doch die beiden gehen nicht sofort auseinander. Sie schauen, wie viel Liebe sie noch füreinander haben. – Oder in der Familie: Das heiß geliebte Söhnchen bringt die Eltern zur schieren „Weisglut“. Aber mit der vorgesehenen Strafe wird es dann doch nichts. Sie ziehen es vor, der Nachsicht den Vortritt zu lassen – aus Liebe. - Auch das gibt es: Ich bin „stinke sauer“ auf meinen Freund. Doch nach einigen heftigen Auseinandersetzungen vertragen wir uns wieder - nach der Devise: „Freundschaft ist das Seil, das hält, wenn alle Stricke reißen.“

Inkonsequent – aus Liebe! Ein Erkennungsmerkmal Jesu. Da fühl auch ich mich in meinem Glauben angesprochen. Wenn ich daran denke, wie schwach mein Glaube und wie wenig überzeugend mein Leben als Christ immer wieder ist – dann tut eine solche Botschaft gut, bis in die Seele hinein gut.

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