Sonntag, 13. Juni 2010

Ke nako – es ist Zeit


So heißt es im Motto der Fußball-WM 2010. Zeit für spannende Spiele, aber auch: „Zeit, den eigenen Blick zu weiten – schließlich ist das die erste Fußball-Weltmeisterschaft in Afrika. Das Motto der WM geht nämlich noch weiter: ‚Ke nako – es ist Zeit. Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern!’“ Pastoralreferentin Verena Maria Kitz richtet den Blick auf Afrika und die „Menschlichkeit“ der Menschen dort.

Die Fußball-Weltmeisterschaft hat angefangen! Endlich, das wurde ja auch Zeit, haben viele gesagt, und genau so heißt es im Motto dieser Fußball-WM:
„Ke nako – es ist Zeit“! Zeit für spannende Spiele: Wie viele warten ungeduldig auf das erste Spiel der deutschen Mannschaft heute Abend! Aber es ist auch Zeit, den eigenen Blick zu weiten – schließlich ist das die erste Fußball-Weltmeisterschaft in Afrika. Das Motto der WM geht nämlich noch weiter:
„Ke nako – es ist Zeit. Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern!“
Afrikas Menschlichkeit? Den meisten Deutschen fällt zu Afrika erst mal ein Bündel von Problemen ein: Armut, Aids, Gewalt. Oder halt die wunderbaren Nationalparks und Tiersafaris!

Das Motto dieser WM macht dagegen aufmerksam auf die Menschen Afrikas, ihre Menschlichkeit. Egal, ob in Kamerun, Nigeria, Ghana oder eben Südafrika: Die meisten von ihnen leben allerdings unter schwierigsten Bedingungen: Die Arbeitslosigkeit ist erschreckend hoch, Millionen sind mit Aids infiziert, Verbrechen und Korruption prägen den Alltag. Daran hat auch der WM-Boom wenig geändert – im Gegenteil: In Südafrika wurden die Elendsviertel rund um die Stadien geräumt, fliegende Händler vertrieben, um den Glanz der WM nicht zu stören.

Wie passt das zu diesem Motto: Es ist Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern!?
Vielleicht schärfen ja gerade diese unmenschlichen Lebensbedingungen den Blick dafür, wie kostbar es ist, wenn Menschen trotzdem menschlich bleiben, ihre Würde bewahren, ja, ihren Humor behalten!

Der ist mir gleich bei diesem Motto eingefallen. Ich selber war zwar noch nie in Afrika. Aber Freunde, die in Kamerun gelebt haben, schwärmen von der großen Lebensfreude und dem Humor. Wie die Leute dort ihre Gottesdienste feiern – mit Klatschen und Lachen, Singen und Tanzen. Oder jetzt beim Fußball: Stichwort „Vuvuzela“ – wie sie ihre Begeisterung wirklich herausposaunen!

Bei dem Motto: „Afrikas Menschlichkeit feiern“ fällt mir natürlich Nelson Mandela ein. Mit welch unerschütterlicher Hoffnung hat er an seiner Vision festgehalten: Alle Südafrikaner sollen in Würde leben können. Wenn ich mir das vorstelle: 27 Jahre Haft. Und dann kommt er raus und statt sich zu rächen, setzt er sich für Versöhnung ein. Dafür, dass die Verbrechen des Apartheid-Regimes wahrhaftig aufgeklärt werden und dass Schwarze und Weiße friedlich zusammen leben können!

Und ich denke bei diesem Motto an die afrikanischen Frauen, ihre große menschliche Kraft und Entschlossenheit. Wie viele sind verlassen von ihren Männern, aber sie tun was für ihre Kinder, für ihr Dorf, für die Erhaltung der Natur. Wie die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai aus Kenia! Sie hat angefangen vor 30 Jahren, Bäume zu pflanzen. Damit der fruchtbare Boden nicht weggespült wird. Damit Feuerholz, Baumaterial und Futter für die Tiere immer wieder nachwachsen können! Aus ihrer Idee ist eine Bewegung in ganz Afrika geworden: 30 Millionen Bäume sind inzwischen gepflanzt worden.

Ke nako - Es ist Zeit, die Menschlichkeit Afrikas zu feiern: Die Kraft, in unmenschlichen Bedingungen Lebensfreude und Humor zu bewahren. Die Kraft, sich mit Hoffnung und Tatkraft für ein menschenwürdiges Leben einzusetzen.

Ich finde, in diesem Motto steckt was für die Fußballer jetzt bei der WM: Die meisten von ihnen leben zwar in ganz anderen Welten, aber sie alle können was von dieser Menschlichkeit gebrauchen, um fair miteinander zu spielen!

Und in dem Motto steckt auch was für uns, die bei der WM zuschauen:
Wir können uns die Spiele mit Freude und hoffentlich auch Humor angucken, selbst wenn die eigene Mannschaft nicht gewinnt!
Wir können wach bleiben für die schwierigen Lebensbedingungen vieler Menschen in den Ländern Afrikas. Und uns an ihrer Menschlichkeit, an ihrer Hoffnung und Kraft ein Beispiel nehmen: Für unseren ganz normalen Alltag und seine Schwierigkeiten!

Ke nako – es ist Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern – feiern wir mit!

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