Samstag, 5. Juni 2010

Auf wen ist Verlass?


So fragt Pastoralreferentin Verena Maria Kitz nach einer Woche, in der die Ölkatastrophe im Golf wieder nicht gestoppt werden konnte, auf Hilfsschiffen für Gaza Menschen getötet wurden und der Bundespräsident zurücktrat.


„Auf wen ist eigentlich noch Verlass?“ Diese Frage hat mich und viele andere in dieser Woche umgetrieben!
Auf wen ist Verlass bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko? BP ist wieder mit einem Versuch gescheitert, das Öl zu stoppen, das da wahrscheinlich noch bis August rausschießt. Und Obama und seine Leute schaffen es nicht, die Küsten vor dem Öl zu schützen.
Und bei dem Angriff der Israelis auf die Hilfsschiffe für Gaza: Man hätte ja gedacht, auf internationales Recht ist Verlass! Und dann kommt es doch zu einem blutigen Zusammenstoß und neun Menschen sterben, viele sind verletzt.
Und dann kam noch der überraschende Rücktritt des Bundespräsidenten. Mitten in der Krise gibt der oberste Mann im Staat seine Verantwortung zurück. Viele sind enttäuscht und stehen wie ich ziemlich ratlos und verlassen da, am Ende dieser Woche.
Und ich hab auch Angst. Angst, was mit dieser Ölpest noch alles wird, was im Nahen Osten passiert. Angst vor der nächsten Krise hier in Deutschland, Europa.
Aber ich bin auch ganz schön wütend: Durch die Ölpest sterben Millionen von Tieren, ganze Landschaften sind vergiftet. Menschen verlieren ihre Existenz. Wusste vorher wirklich niemand, wie riskant das alles ist? Oder hat sich wieder nur keiner darum gekümmert?
Und im Nahen Osten: Musste da jetzt noch neuer Zündstoff rein?
Ich kaue auch noch daran, dass ein gewählter Politiker von jetzt auf gleich gehen kann. Jetzt muss auch noch ein neuer Präsident gewählt werden, neben Haushaltsdebatten und allem anderen.
So viel ist ins Wanken geraten. Auf wen ist überhaupt noch Verlass?
Wir haben auch in unserer Familie darüber geredet. Und meine älteste Tochter – sie ist 14 - meinte halb augenzwinkernd, halb ernst: „Da verlass ich mich am besten nur noch auf mich selber! Wir Jüngeren müssen das sowieso alles ausbaden!“
Ich kann sie gut verstehen! Was bleibt nach so einer Woche noch übrig, als sich auf sich selber zu verlassen? Das reicht aber nicht! Kein Mensch kann sich nur auf sich selber verlassen. Im Kleinen nicht und noch viel weniger im Großen. Die Krisen, in denen wir stecken, die kann kein Mensch allein lösen!
Als wir dann weitergeredet haben, hat meine Tochter noch gesagt. „So ganz verlass ich mich aber doch nicht nur auf mich selber. Ein bisschen verlass ich mich trotzdem darauf, dass alles irgendwie gut wird!“
Ist das naiv? Wunschdenken ?
Natürlich auch, wer wünschte nicht, dass endlich alles wieder gut ist! Aber ich glaube, es steckt noch mehr dahinter!
Auch wenn ich Angst habe und wütend bin, mich ohnmächtig fühle: Ich glaube, dass es etwas Verlässliches gibt in dieser Welt, und darüber hinaus. Es gibt Gott, auf den ich mich verlassen kann. Ich vertraue fest darauf: Gott gibt diese Welt nicht auf, Gott verlässt uns nicht.
Und es gibt Menschen, sogar Institutionen, auf die ich mich verlassen kann. Menschen, bei denen ich weiß: Die stehen zu ihrem Wort. Denen geht es nicht um ihren Profit, sondern die haben das Ganze im Blick. Die denken nach über die Folgen ihres Tuns. Die stehen sogar zu ihren Fehlern. Ich kenne solche Menschen: In meiner Familie, unter meinen Freunden, aus der Politik, ja, auch aus den Kirchen!
„Auf wen ist eigentlich noch Verlass?“ Gott sei Dank, es gibt Menschen und auch Institutionen, auf die Verlass ist. Jetzt am Ende dieser Woche möchte ich mich an ihnen orientieren. Und mit ihnen zusammen mein Teil dafür tun, dass tatsächlich alles gut wird!

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