Samstag, 28. August 2010

Mensch und Tier



Das Wort zum Sonntag spricht am Samstag, den 28.8.2010
Pfarrer Michael Broch aus Leonberg.







Hier können Sie den Text der Sendung nochmal nachlesen und, wenn Sie wollen, unten einen Kommentar dazu schreiben:


Mensch und Tier

Nein, ich bin nicht auf den Hund gekommen. Ich selbst habe keinen Hund, weil ich nicht genügend Zeit für ihn hätte. Aber Tiere brauchen Zeit und Pflege. Das ist “Amy”. Und “Amy” habe ich mitgebracht, da es ein Treffen in Dortmund gibt – mit dem Motto: “Gesegnet sind Mensch und Tier”. Seit gestern kommen dort Christen aus allen Kirchen und Angehörige anderer Weltreligionen zusammen: zum 1. Deutschen Kirchentag “Mensch und Tier”. Warum solch eine Veranstaltung?
Im Zeitalter von Technik, Verstädterung und der damit einhergehenden Vereinsamung sehnen sich die Menschen um so mehr nach der Natur und ursprünglichem Leben. Und dazu gehören die Tiere.
Tiere und Schöpfung sind deshalb auch wieder ins Bewußtsein der Kirchen gerückt. Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei, wo kein Baum in der christlichen Theologie herumstehen und kein Huhn durch die Frömmigkeit tappen durfte.
Der Kirchentag “Mensch und Tier” möchte dieses neu erwachte Bewußtsein aufgreifen und mit seinen Veranstaltungen Impulse setzen: Dass wir intensiver wahrnehmen, wie sehr wir auf die Tiere und die Schöpfung angewiesen sind. Dass wir erkennen, wie wichtig und wie schön es ist, dass wir unsere Mitgeschöpfe haben.
“Frag’ doch die Tiere, sie lehren es dich; frag’ die Vögel des Himmels, sie künden es dir!” – Das steht in der Bibel, geschrieben vor 2200 Jahren (Buch Hiob 12,7). Und was können wir von den Tieren lernen?
Wenn ich genau hinhöre, genau hinschaue, entdecke ich das: Ihr verborgenes Wissen um Gott. Tiere tragen wie wir Menschen ein Schöpfungs- und Lebensgeheimnis in sich. Tiere scheinen noch näher an der Schöpfung dran zu sein, noch mehr mit ihr eins zu sein als wir Menschen. Die Vögel zum Beispiel, die fröhlich den Tag begrüßen. Oder beim Tsunami in Südostasien vor fast 6 Jahren. Die Tiere haben die Katastrophe schon vorher gespürt und sind vom Meer weg in höhere Regionen geflüchtet.
Diese besondere Begabung der Tiere hat ein großer christlicher Heiliger erkannt, ja gespürt: Franz von Assisi. Vor 800 Jahren hat er gelebt. Nach seinem Verständnis sind die Tiere unsere Mitgeschöpfe, sind verständig und beseelt. Sie können fühlen und treu sein, sich freuen, aber auch leiden, wenn sie sinnlos gequält werden.
Darum sage niemand, es ist doch nur ein Tier! – Tiere sind kein Spielzeug, sondern Lebewesen. Tiere sind keine Konsum- und Massenwahre, sondern Lebensbegleiter. Gerade Hunde und Katzen sind nicht selten wahre Therapeuten, wenn sie helfen, verschlossene Menschen aus der Reserve zu locken. Oder Alten und Pflegebedürftigen den Alltag verschönern, weil sie ihnen Gesellschaft leisten. So wirkt auch “Amy” mit, behinderten Kindern und Erwachsenen Ängste zu nehmen, ihre Feinmotorik zu fördern und Lebensfreude zu vermitteln.
Dadurch entsteht eine enge Bindung. Wer ein solches Tier dann verliert, der weiß, wie weh das tut. Denn man hat einen treuen Gefährten verloren, einen Lebensbegleiter, ein Familienmitglied. Und nicht nur Kinder fragen sich deshalb, ob Tiere auch in den Himmel kommen. Und diese Frage kann ich vertrauensvoll mit Ja beantworten. Wenn ich im 1. Buch der Bibel lese, wie Gott verspricht: “Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch ... mit allen Tieren der Erde.” (Genesis 9,1-17) - Also gesegnet sind wir alle – Mensch und Tier.

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