
am Neujahrs-Abend
„Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“ - ein bekanntes Sprichwort. Dazu eine Geschichte: Ein Wanderer kommt an das Tor einer fremden Stadt. Davor sitzt ein alter Torwächter. Bei ihm erkundigt sich der Fremde: „Wie sind denn so die Leute in dieser Stadt?“ - „Wie waren sie denn dort, wo du herkommst?“ fragte der Torwächter zurück. Der Wanderer erwidert: „Sie waren grässlich eigensüchtig und voller Neid, und niemand ließ am anderen ein gutes Haar, und ständig wurde gestritten.“ - „Nun“, sagte der Alte, „so ungefähr werden sie hier auch sein.“
Später kommt ein anderer Reisender und will ebenfalls wissen, was er von den Bewohnern in dieser Stadt zu erwarten habe. Und der Greis richtet wieder die gleiche Frage auch an ihn: „Wie waren denn die Leute dort, wo du herkommst?“ Der Reisende entgegnet:: „Die waren meist freundlich, und einer half dem anderen, wo er konnte, und man fühlte sich wohl bei ihnen.“ Und wieder gab ihm der Wächter am Tor die Auskunft: „So ungefähr werden sie auch hier sein.“
Mir sagt die Geschichte: Es hängt sehr von mir selbst ab, wie meine Umgebung auf mich wirkt. Vielleicht mehr als ich meine. Bin ich unausstehlich oder sorge ich für ein freundliches Klima, eine menschlichen Atmosphäre. Und ich hoffe, dass ich es immer wieder schaffe, geduldiger mit den Mitmenschen umzugehen. Eben: „Wie man in den Wald hinein ruft . . .“.
Mir sagt die Geschichte auch das:
Es liegt ein gutes Stück auch an mir, ob unsere Kinder lernen: wie befriedige ich egoistisch alle möglichen Bedürfnisse – oder: Wie kann ich versuchen, etwas für andere zu tun. Stichwort: Ehrenamt und Freiwilliges Soziales Jahr. Und prägen mich auch Werte wie Güte und Wahrheitsliebe, Toleranz und ein Gespür für Menschen in Not. Wenn Menschen persönlich oder finanziell gebeutelt sind. Vielleicht sogar in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch hier gilt: „Wie man in den Wald hinein ruft . . .“.
Die Geschichte macht mir auch Mut, trotz aller Widrigkeiten mit Zuversicht in dieses neue Jahr zu gehen. Und nicht in Krisenstimmungen hängen zu bleiben. Wenn manche Politiker das mit dem Klimaschutz nicht kapieren – überlege ich: Wie kann ich sparsamer mit Energie umgehen. Wo kann ich mich für den Erhalt von Schöpfung und Natur engagieren? Und wenn manche Topmanager den Hals nicht voll bekommen können – dann möchte ich der Gier nach noch mehr und der Ellenbogenmoral ein menschliches Verhalten entgegen setzen.
Jesus sagte einmal zu seinen Jüngerinnen und Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt! Ihr seid das Salz der Erde!“ Ich denke, mit diesen Bildern hat Jesus die Seinen ermutigt und herausgefordert. Sie können vielleicht auch denen etwas bedeuten, die sich heute nicht abfinden wollen mit rücksichtslosen Marktgesetzen und sozialer Gleichgültigkeit. So möchte ich hinzufügen: Ihr seid der Sauerteig, der Zucker, der Pfeffer, der Kümmel . . . je nachdem, was man braucht, um so mancher Geschmacklosigkeit zu begegnen und dem Leben Geschmack zu geben.
Frage: Wie wird das Jahr 2010 sein? - Rückfrage: Wie war denn das Jahr 2009? - Antwort: So ungefähr wie 2009 wird auch 2010 sein: bedrohlich oder verheißungsvoll. Es liegt auch an mir. Immerhin habe ich die Chance, mindestens einen Teil der Welt zu verbessern: Mich selbst.
Das ist eine sehr wahre Geschichte :-)
AntwortenLöschen