
Jetzt brennt sie nur noch eine Nacht – die olympische Flamme in Vancouver. Morgen gehen sie zu Ende, die Paralympics, die Olympischen Spiele der behinderten Sportlerinnen und Sportler – über 500 Athleten aus 44 Ländern sind dabei!
Ich hab ein paar von den Übertragungen gesehen und bin allein von den sportlichen Leistungen total beeindruckt. Ich selber komme beim Skifahren mit Ach und Krach den Berg runter– und hab hier bei den Paralympics gesehen: Da kommen Menschen mit schweren Behinderungen höher, schneller, weiter, als ich es mir je erträumen könnte.
Das allein beeindruckt mich schon. Aber vor allem bin ich fasziniert von der inneren Kraft, die dahinter stecken muss. Wie viel Energie und Disziplin braucht es dafür, wie viel Mut auch und die Bereitschaft, Niederlagen zu verkraften!
Ich hab mich gefragt, was ist das für eine Kraft? Woher kommt die?
Ich hab mit einer früheren Teilnehmerin der Paralympics gesprochen. Und sie hat mir erzählt, dass sie schon als Kind den Traum hatte, diesen Sport zu machen. Aber wegen ihrer Kinderlähmung ging gar nichts. Nach vielen Operationen, unglaublich vielen Stunden Gymnastik und Therapien gab es die Chance – und sie hat es gewagt, ihren Traum, hat angefangen. „Und dann war immer wieder jemand da“, hat sie gesagt, „der mir Mut gemacht hat, dran zu bleiben. Jemand, der mir geholfen hat, den nächsten Schritt zu wagen – bis zu den Paralympics!“
Ein Ziel zu haben, einen Traum, Menschen, die einem den Rücken stärken, daher kommt wohl viel von der inneren Kraft dieser Athleten.
Und bei mir? Wie wäre das, wenn ich jetzt durch einen Unfall, durch eine Krankheit behindert wäre? Wie würde ich damit umgehen? Wie würde ich meinen Alltag schaffen, von Höchstleistungen ganz zu schweigen? Was würde mir Kraft geben? Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch Kraft hätte für Träume und Ziele. Vielleicht würde ich mich einfach verkriechen, nichts mehr sehen und hören wollen. Die Frage ist theoretisch und ich kann darauf nicht wirklich antworten. Ich hoffe, dass mir meine Familie und mein Glaube Kraft geben würden: Dass geliebte Menschen zu mir halten. Dass mein Glaube an Gott, auf den ich wirklich vertraue, mich dann auch trägt. Dass Gott da neues Leben gibt, wo nichts mehr geht. Aber wie es wirklich wäre, wenn - ich weiß es nicht.
Denn ehrlich gesagt: Ich hänge mich ja im Alltag oft schon an vergleichsweise lächerlichen Kleinigkeiten auf: Was hab ich mich verrückt gemacht als neulich nachts das Auto gestreikt hat– mitten im Schneetreiben auf der Autobahn, die Kinder hinten drin! Wie war ich sauer, als ich vor einem wichtigen Seminar, für das ich so viel getan hatte, plötzlich krank wurde. Und das sind Nichtigkeiten im Vergleich dazu, wenn sich jemand mit einer schweren Behinderung auseinandersetzen muss.
In solchen und anderen Situationen, da will ich mich an die Sportlerinnen und Sportler der Paralympics erinnern – als Vorbild, Ansporn. Das sind auch keine Heiligen. Aber sie zeigen mir im Großen, was ich wenigstens im Kleinen lernen will: Wie ich freier mit Hindernissen und Einschränkungen umgehen kann. Indem ich mich nicht fixiere auf das, was nicht geht. Sondern Ausschau halte nach dem, was geht und wer mich dabei unterstützen kann. Wer damit anfängt, kann entdecken: Es geht viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint! Nicht nur bei den Paralympics!
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